Stress

Der Schwerpunkt meiner Arbeit ist das Aufarbeiten von Stress. Daher finden Sie hier zum Phänomen Stress einige vertiefende Informationen:

Was ist Stress?

Der Begriff „Stress“ stammt aus der englischen Sprache und bedeutet so viel wie „Druck“ oder „(An-)Spannung“. Das Phänomen „Stress“ ist die körperliche und mentale Anpassung an außergewöhnliche Belastungen. Diese Anpassung hat immer zwei Seiten: Kurzfristiger, bewältigter Stress steigert die Belastbarkeit und die Kreativität – und erweitert damit unsere Fähigkeiten. Langfristiger, anhaltender Stress wirkt sich auf den Organismus aus und ist somit ein störender Einfluss auf unsere emotionale und körperliche Gesundheit, denn er vermindert sowohl Belastbarkeit als auch Kreativität.

Wie verläuft die Verarbeitung von Informationen und Selbstempfinden ohne Stress?

Viele Bereiche unseres Gehirns dienen der Informationsverarbeitung unserer Eindrücke. Dazu gehören das limbische System in unserem sogenannten Reptilienhirn und die Großhirnrinde. Das limbische System ist evolutionär älter als das Großhirn, es entwickelte sich bereits im Zeitalter der Saurier. Es erhält alle Sinneseindrücke von der Umwelt immer eine Millisekunde früher als die Großhirnrinde. Dies dient schnellem, „instinktivem“ Überleben in unmittelbarer Gefahr. Die Großhirnrinde ist evolutionär gesehen relativ „jung“, sie macht uns zum Homo sapiens, zum vernunftbegabten Menschen. Dieser Teil des Gehirns besteht aus zwei Hälften, den sogenannten Hemisphären. Die beiden Hemisphären verarbeiten die Sinneseindrücke in „durchdachter“ Weise.
Was ist der Unterschied zwischen der rechten und der linken Hemisphäre? Die rechte Hemisphäre ist zuständig für ganzheitliches Wahrnehmen und Verarbeiten. Für Kreativität, Humor, Intuition, Gefühlswahrnehmung und Empathie. Die linke Hemisphäre sorgt für analytisches, strukturelles, logisches und rationales Wahrnehmen und Verarbeiten. Bei den meisten Menschen werden die Rückschlüsse aus einer der beiden Hemisphären bevorzugt berücksichtigt. Wir reden dann zwar von Kopf- oder Bauchmenschen, aber ohne Stress verarbeiten wir die Eindrücke mit allen Anteilen des Gehirns gleichberechtigt.

Übrigens: Für unsere bewusste Wahrnehmung ist eher die Großhirnrinde zuständig. Für unsere unbewusste Wahrnehmung eher das limbische System. Das Ganze lässt sich gut mit dem Bild eines Eisbergs vergleichen: Das Großhirn ist das Achtel, das über der Wasseroberfläche schwimmt – das limbische System sind die sieben Achtel des Eisbergs unter Wasser. Dieses Bild zeigt, dass wir die Verarbeitung der Eindrücke durch unser „bewusstes Selbst“ häufig überschätzen und den Anteil des „Unbewussten“ unterschätzen.

Wie bereits erwähnt, erhält das limbische System alle Sinneseindrücke früher als das Großhirn. Schließlich geht es hier um das nackte Überleben. Für das Überleben sorgt besonders die Amygdala im limbischen System. Das ist ein spezieller Nervenknoten, der Gefahren erkennt. Sie löst bei der Wahrnehmung von Gefahr Angst aus, damit wir uns in Sicherheit bringen. Der Nucleus acumbens, ein anderer Nervenknoten im limbischen System, der besonders die angenehmen Reize erkennt, sorgt auch für unser Überleben, indem wir durch seine Aktivierung zu den Dingen gezogen werden, die wir brauchen – Nahrungsquellen, ein schönes Heim, potentielle Partner oder Liebe, Freude, Lust, Einfluss, Ansehen und Geld… Dieser Nervenknoten wird auch Belohnungszentrum genannt, denn er reagiert auf alles Schöne mit Aktivität. Hier liegt auch eine Gefahr: Eine stressige Übererregung. Nämlich dann, wenn wir zu gierig werden. Dann kann sich die Anziehung manchmal bis zur Sucht steigern und deshalb ist der Nucleus accumbens im negativen Zusammenhang auch ein Teil des „Suchtzentrums“ im limbischen System. Werden die Amygdala nicht aktiv und das Belohnungszentrum nicht zu stark angeregt, bewirkt dies einen „normalen“, entspannten Zustand. Wir sind ausgeglichen und beide Hemisphären des Großhirns verarbeiten gemeinsam alle Informationen, mit klarem, logischen Verstand einerseits und Empathie, Humor und Kreativität andererseits.